Geliebte kleine Animationen

GIF-Animationen waren die ersten bewegten Bilder im Internet.

Das sogenannte “Graphic Interchange Format” wurde 1987 entwickelt und ermöglichte in einer erweiterten Version seit 1989 das Abspielen mehrer Bilder als Animation. Als dann die Videoübertragung um 2003 endlich technisch möglich wurde, verschwanden die kleinen Animationen von den Bildschirmen und es sah aus, als wären sie schon ausgestorben. Aber seit einiger Zeit sind sie wieder zurück: die kurzen, ruckelnden und oft geloopten Animationen haben ein Bildgenre mit eigenen Ästhetik und Narration begründet.

GIFs werden im Social Web heiss geliebt und geteilt. Es haben sich eigene Gattungen gebildet, ein Beispiel ist das sogenannte “reaction GIF”.

Shia Labeaouf Magic GIF. Quelle: Giphy

Diese werden vor allem in Unterhaltungen auf Social Media benutzt und wie Emojis verwendet.

Neben diesen kommunikativen Bilderkürzeln gibt es viel anderes, einige wahre Meisterwerke – hier eine kleine Auswahl aus meiner Sammlung:

der perfekte Loop

Perspektiven

industrielle Fabrikation ist ebenfalls ein eigenes Genre

ein kleiner Kommentar zum Alltag

noch einer

Animationstechnik

eine noch ältere Animationstechnik

jetzt kommen wir zur Poesie

Kulturgeschichte: Joy Division

Kunstgeschichte: Andy Warhol

Pongdrian.

Und ja, ich liebe Mashups mit historischen Bildern.

 

A propos: historische Bilder und GIFs

The National Archive (das US Nationalarchiv) teilt historische Aufnahmen als GIFs auf der Giphy-Plattform, z.B. diesen tanzenden Seemann von 1945, aber auch Bilder aus dem 1. und 2. Weltkrieg, der Popkultur, Wissenschaft, Naturaufnahmen und vieles mehr.

Quelle: National Archive / Giphy

GIF IT UP ist ein Wettbewerb, 2014 von der Digital Public Library of America (DPLA) in Zusammenarbeit mit DigitalNZ gegründet, und fordert jedes Jahr dazu auf, Bildmaterial aus der öffentlichen Domäne zur Erstellung von GIFs zu nutzen. Seit 2015 ist auch Europeana beteiligt, die  Plattform bietet Zugang zu den frei zugänglichen digitalen Bestände der europäischen Archiven, Bibliotheken und Museen.
Am GIF IT UP Wettbewerb teilnehmenn können alle, die für ihre GIFs Bildmaterial aus den öffentlichen Archiven der beteiligten Institutionen (DPLA, DigitalNZ, Europeana und der National Library of Australia – Trove) verwenden.
Alle Beiträge zum Wettbewerb sind in einem eigenen Kanal auf Giphy zu sehen.

Das Gewinnerbild 2017 von Kristen Carter and Jeff Gill mit Ausgangsmaterial der Bibliothèque municipale de Lyon.

Die Reinterpretation von Kulturgütern passiert aber nicht nur an Institutionen. Die Animatorin und Filmemacherin Nina Paley animierte prähistorische Göttinnen – hier tanzen sechs von total 24 Animationen:

 

Und wer jetzt Lust bekommen hat, GIFs selber zu machen – hier eine kleine Einführung

Die Künstlerin Anastasia Katsidis führte im Workshop vom 12. Mai 2016 in die Erstellung von GIF-Animationen ein.

Am einfachsten geht es über die Webseite www.giphy.com. Hier kann man einfache GIFs aus Videos erstellen, und eigene Bilder mit Stickers und Animationen verzieren. Über die Seite lassen sich die erstellten GIFs auch teilen.

Es gibt auch verschiedene Apps für Smarphones, mit denen man schnell und einfach GIFs erstellen kann. Für Empfehlungen bitte einfach schnell googeln, das Angebot verändert sich laufend und es gibt für alle Plattformen und Anliegen eine passende App. Ausserdem: seit kurzem hat WhatsApp eine Funktion für das Teilen von GIFs.

Wer mehr Genauigkeit und Kontrolle möchte, kommt um die Feinarbeit am Computer nicht herum. Auch wer komplexere Bildmanipulationen machen möchte, etwa eine Bewegung einbauen oder kleine Details animieren, muss dafür etwas mehr Geduld aufwenden.

Grundsätzlich sind GIFs wie Daumenkinos aufgebaut – alle Einzelbilder werden in Ebenen gespeichert und nacheinander angezeigt. Um mit Ebenen arbeiten zu können, braucht man ein Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop oder die freie Alternative GIMP. Gimp verfügt sogar über einen direkten Exportmodus für animierte GIFs.
Hier gibt es eine Anleitung zu Photoshop, hier für GIMP.

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